Einschreibungen und Hausbesuche
Immer im Februar finden die Einschreibungen für eine neue Kleinkindgruppe statt. Auch Plätze in den höheren Altersstufen, die zum Beispiel frei wurden, weil eine Familie umgezogen ist, werden neu belegt. Insgesamt sind es jährlich 30 bis 40 vakante Plätze, die neu besetzt werden.
Der Bedarf in der Bevölkerung ist jedoch weitaus grösser. Bis zu 300 Mütter stehen am Tag der Einschreibungen Schlange, um einen der freien Plätze für ihre Kinder zu bekommen. Einige sind 24 Stunden vor Türöffnung schon da und warten die ganze kalte Nacht hindurch. Ein Anblick, der traurig und nachdenklich stimmt.
Nachdem von jedem Kind die Personalien aufgenommen wurden, besucht das Urpi Wasi-Team jede einzelne Familie zu Hause, wo persönliche Gespräche möglich sind. Durch den direkten Einblick in das Zuhause der Kinder kann das Team besser einschätzen, wem die Unterstützung am meisten helfen wird. Dem Team fällt die Wahl jedes Jahr sehr schwer und der Mehrheit der Familien absagen zu müssen, ist schmerzhaft, denn eigentlich gibt es bei allen Familien grossen Bedarf für Unterstützung.
Schuljahresbeginn
Das Schuljahr beginnt anfangs März und dauert bis Dezember. Der erste Tag ist besonders für die SchülerInnen der ersten Klasse ein ganz besonderer.
Muttertag
Am Muttertag lädt Urpi Wasi die Mütter ein. Ihre Töchter und Söhne führen Tänze auf, tragen Gedichte vor, übergeben selbstgebastelte Geschenke und alle zusammen sind zu einem kleinen Imbiss eingeladen. Es ist ein besonderer und wichtiger Tag der Anerkennung für die Familien und alleinstehenden Mütter. Sie arbeiten das ganze Jahr durch sehr hart, um ihren Kindern eine möglichst gute und bessere Zukunft zu bieten.
Inti Raymi, das Sonnenfest mit den
traditionellen Tanzwettbewerben
Jedes Jahr am 24. Juni feiert die Stadt Cusco das Sonnenfest Inti Raymi. Der Brauch stammt aus der Zeit des Inkaimperiums und prägt die Stadt bis heute zu der Zeit rund um die Sonnenwende.
Es gibt eine Vielfalt an Festlichkeiten in der Stadt, darunter der Tanzwettbewerb mit traditionellen Tänzen auf der Plaza de Armas, dem Zentrum von Cusco. Sowohl Tänzerinnen und Tänzer von Kindergärten und Schulen, sowie von Universitäten und Firmen treten gegeneinander an. Eine Jury bewertet die Tänze und bestimmt die Sieger.
Auch Kinder von Urpi Wasi beteiligen sich und werden von einer riesigen Fangruppe aus Müttern und Kindern des Urpi Wasi angefeuert. Es ist stets ein wunderschöner und emotioneller Anblick, die Urpi Wasi-Familie so vereint zu sehen. Ausserdem ist es sehr wichtig für die Familien der Armenviertel, an so einem Tag dabei zu sein, gleichgestellt und wettbewerbsfähig aufzutreten.
„El Aniversario“
Der 29. September ist der Gründungstag des Urpi Wasi und wird jedes Jahr gefeiert. Die Schulklassen tragen mit einer Tanzaufführung in den traditionellen Kostümen den Festlichkeiten bei.
Anschliessend freuen sich alle auf das besondere Mittagessen: Nudeln und Poulet – für die meisten ein seltenes Festessen.
„Chupete“
„Chupete“ bedeutet „Schleckstengel», «Lolli“ auf Spanisch. Die Kinder freuen sich, dass sie an ihrem Geburtstag bei der „Tía Barbi“ ihren „chupete“ holen dürfen und von ihr nochmals fest gedrückt werden.
Selbstverständlich wird beim Frühstück auch für das Geburtstagskind gesungen – auf Spanisch und auf Quechua. Klingt schön.
Erste Kommunion
In Peru wird die Erstkommunion im September gefeiert. Die SchülerInnen der 5. Primarschule werden auf dieses Ereignis vorbereitet und freuen sich, an dem Tag die weissen Kleider von Urpi Wasi tragen dürfen. Für die Familien aus sehr armen Verhältnissen ist der Glaube eine sehr wichtige Stütze und diese religiöse Zeremonie somit von sehr grosser Bedeutung.
Grilltag und Abschlusslager
Die 6. Primarklasse wartet sehnsüchtig auf das Abschlusslager, das am Ende ihrer Primarschulzeit stattfindet. Zusammen mit ihren Klassenkameraden, der „Tía Barbi“ und einigen Lehrpersonen verbringen sie ein dreitägiges Zeltlager.
Die Reise führt in einen in der Umgebung liegenden, mit milderem Klima geprägten Ort. Baden und im Zelt übernachten ist ein grosses Erlebnis für alle. Die Kosten werden durch die Einnahmen von einem Grilltag gedeckt. Er wird von den SchülerInnen und deren Müttern organisiert und ausgeführt.
Weihnachten
Wer einmal Weihnachten im Urpi Wasi miterlebt hat, wird nie mehr die strahlenden Kinderaugen vergessen, die den mit Kerzen geschmückten Raum und die Krippe bestaunen. Die Krippe wird traditionell auf einer Mooslandschaft aufgebaut, liebevoll mit den Weihnachtsfiguren und selbstverständlich mit dem „Niño Jesus“, dem Christkind, geschmückt.
Während der Feier hören die Kinder eine Weihnachtsgeschichte und danach singen alle zusammen mit viel Elan die „villancicos“, die Weihnachtslieder. Der traditionelle Panetone und die heisse Schokolade dürfen nicht fehlen. Und auch eine kleine Überraschung darf jedes Kind nach Hause nehmen.